Guten Abend liebe Community,
dieser Thread verfolgt zwei konkrete Hauptziele:
1. Dass ich mich auskotze und durch das Schreiben einen Verarbeitungsprozess beginne
2. Menschen die in der gleichen Situation sind einen Leitfaden und eine Orientierung bieten, Hoffnung, Halt, Verständnis und Beispiele mit denen man sich identifizieren kann. Eventuell sogar Unterstützung um Hemmschwellen zu überwinden.
Zu meiner Person und der PU-Historie:
Ich bin sicherlich eines der ältesten Mitglieder dieses Forums. Nicht am Lebensalter gemessen, aber an der Zugehörigkeitsdauer. Das Forum und die Szene haben mir in meiner schwierigen, jugendlichen Zeit Wege aufgezeigt mich selbst zu entwickeln und aus einem unsicheren kleinen Jungen ein Mann gemacht. Dies ist nun über 10 Jahre her.
In dieser Zeit definierte und verfolgte ich private und berufliche Ziele, welche ich bis heute alle mit Erfolg erreicht habe. Studium, Fitness, Freundeskreis: alles Dinge mit denen ich hochzufrieden und glücklich bin. Selbstverständlich gehören auch Frauen zu meinem Leben. Nachdem ich im zarten Alter von 16/17 Jahren durch eine Trennung (wie jede andere) an einer intensiven OneItis litt, entwickelte ich mich zu einem Menschen mit denen Frauen gerne Zeit verbringen, Spaß haben und sich wohl fühlen.
Zurückblickend muss ich sagen, dass der Erfolg im Bereich Frauen meine Erwartungen und Hoffnungen bei weitem übertroffen hat. Dies habe ich zu einem großen Teil der Community zu verdanken, aber vor allem auch mir selbst. Ich bin vor Jahren an einem Punkt angekommen, an dem ich dieses Forum nicht mehr benötigte. Alle Fragen die ich mir stellte konnte ich auch selbst beantworten. Als ich mich gestern zum ersten Mal seit 8 Jahren wieder angemeldet habe musste ich leicht schmunzeln, als mir meine alten Beiträge über den Weg gelaufen sind J Schade dennoch dass vieles verloren ging.
Ich kenne jede Theorie, Sichtweise und jede Verhaltensempfehlung die diese Szene hervorgebracht hat. Am Ende ging es mir darum meinen eigenen Weg zu finden. Das bedeutet konkret: Es gibt sehr viele Sachen mit denen ich konform gehe; aber auch andere Sichtweisen die zwar nachvollziehbar sind, mir persönlich aber missfallen. Einfacher gesagt: Es ist zwar vieles schwarz und weiß, bei weitem aber nicht alles.
Die Entscheidung meine aktuelle Situation auch auf diese Weise hier zu verarbeiten traf ich gestern, nachdem ich mit einem ehemaligen Mitglied telefonierte, zu dem ich selbst seit 8 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Trotz der Jahre die verstrichen sind war die Person immernoch sofort zur Stelle und offen gegenüber meiner Situation. Die Person hat mich in meiner Entscheidung bestärkt auf welche ich im weiteren Verlauf detaillierte eingehen werde.
Ans Eingemachte:
Um die Sache für die Lesefaulen abzukürzen: Ich befinde mich im Tag 2 nach einer Trennung. Die Welt ist scheisse, Oneitis Gefasel, ich möchte nichts essen, blabalba. Ihr kennt das ;) Wem diese Infos reichen springt direkt weiter zum Punkt „Verarbeitung“.
Für diejenigen die es interessiert aber hier die ganze Story:
Vor gut 9 Monaten lernte ich eine Frau kennen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt herausragend für mich erschien, aber mit der Zeit eine immer festere Bindung zu mir aufbauen konnte. Wir verbrachten 1-2 Tage die Woche zusammen, fuhren in den Urlaub, kochten, haben viel gelacht und uns gegenseitig positiv beeinflusst.
Das Problem was ich persönlich jedoch habe: Je stärker sich solch eine Verbindung entwickelt, desto mehr tendiere ich dazu mich abzuschotten.
In all den Jahren hatte ich die Chance interessante und für mich lebensbereichernde Frauen kennenzulernen. Viele waren kurzzeitige Bettgeschichten, einige wenige schafften es näher an mich heranzukommen. Was alle jedoch gemeinsam hatten war, dass ich die Sache irgendwann beendete oder auslaufen lies. Rückblickend würde ich immer noch sagen, dass ich zu keiner Frau eine so starke emotionale Bindung hatte, dass ich mit ihr meine weitere Zukunft verbringen wollte. Die Geschehnisse der letzten Tage lehrten mir jedoch, dass diese fehlende emotionale Bindung ganz alleine in meiner Verantwortung liegt.
Besagte Frau von die sich von mir trennte, nennen wir sie im weiteren Verlauf Susi, hat rückblickend die gleichen selbstschützenden Maßnahme ergriffen wie ich zuvor. Gefühle unterdrücken und nicht zulassen. Trotz dessen, dass wir viel Zeit miteinander verbrachten welche ich sehr genoss, habe ich über Monate hinweg das Thema Beziehung mit Sprüchen und Phrasen abgeblockt. Gleiches gilt für die damit verbundenen Themen „gemeinsame Wohnung“, „Familie“ und „Kinder“. Es war nicht so dass wir bei diesen Themen über uns redeten, aber selbst wenn wir die Situation von Freunden oder sonstiges diskutierten lies ich durchblicken, dass ich auf den ganzen Schmarn keinen Bock habe. Erst nach 6 Monaten habe ich für mich entschlossen, dass Susi diejenige oder besser gesagt „eine"Frau ist, mit der ich mir eine Zukunft vorstellen kann.
Wie habe ich das ihr gegenüber zum Ausdruck gebracht? Bingo: gar nicht.
Lediglich meine Handlungsweisen haben sich geringfügig geändert. Erst gestern konnte ich hier den Spruch lesen „Wer nicht in der Lage ist seine Gefühle und Emotionen mitzuteilen, wird eines Tages emotional dafür auf die Fresse kriegen“. Hätte ich diesen Satz mal vorher gelesen. (Wäre cool wenn das nochmals jemand verlinken könnte)
Beispiel: Kurz bevor Sie zu Weihnachten zu ihrer Familie gefahren ist habe ich ihr noch Geschenke mitgegeben. Die arme Frau hatte das niemals erwartet und war gefühlsmäßig glücklich aber auch verwirrt. Über Monate hinweg habe ich ihr ein Mindset aufgedrückt, dass eine Beziehung für mich nicht infrage kommt. Klar dass das andere Geschlecht dieses Thema irgendwann dann zwar nicht komplett abschreibt, aber unter Umständen diese Gedanken und Gefühle aus Angst verdrängt.
Weiter geht’s damit dass Susi vor einigen Wochen zwei meiner besten Freunde kennenlernen durfte. Dieser Schritt ist für mich unheimlich wichtig, da diese Freunde mir oft näher stehen wie die eigene Familie. Das Privileg sie kennenlernen zu dürfen sollte nur einer Frau zu Teil werden, die ich als würdig sehe und die mein vollstes Vertrauen genießt....Was ein Bullshit.
Wir daten uns also weiter, ohne dass ich meine Absichten kommuniziert habe, mit der Erwartung meinerseits, dass es sich schon richtig entwickeln würde. Die Quittung dafür folgte am vergangenen Wochenende:
Am Freitag teilte mir Susi mit, dass sie die letzten Tage überfällig war und einen Schwangerschaftstest gemacht hat (negativ). Anstatt mit mir über diese Thematik zu sprechen hat Susi sich jedoch emotional verbarrikadiert und alle möglichen Szenarien mit sich selbst durchgespielt. Mit der Nachricht dass der Test negativ ist kam dementsprechend auch ihr emotionaler Ausbruch, dass sie erwartet hat dass ich bei dem Thema Panik bekomme und davonlaufe.
Jungs, stellt euch mal vor wie hart meine Ablehnung ggü. allem was mit dem Thema Beziehung zu tun hatte sein musste, dass eine erwachsene, gebildete und solide Frau so von mir denkt. In gleichem Atemzug erwähnte sie noch Sachen wie „du bist nicht emotional, wir passen nicht zusammen, du legst keinen Wert auf deine Freunde oder soziales Umfeld blablablup“.
Meine Reaktion darauf kann man gut mit Pokern vergleichen. Ich habe über Monate geblufft und mir nicht in die Karten schauen lassen. Nun war aber der Zeitpunkt für den Showdown. Und ich hatte nichts außer ein tiefes Paar auf der Hand.
Sie bekam von mir also eine Nachricht, die sie am Folgetag als das emotionalste was ich ihr gegenüber je getan habe bezeichnete.
Ich erklärte ihr, dass im Falle eine Schwangerschaft ich zwar nicht unbedingt vor Freude tanzen würde, aber dass dies ein Szenario ist über das ich mir natürlich Gedanken mache wenn ich über Monate hinweg mit jemandem zusammen bin. Ich erklärte ihr, dass mir mein sozialer Kreis teilweise wichtiger ist als meine Familie. Dass ich nach Monaten der Funkstille mich trotzdem auf diese Leute verlassen kann und umgekehrt natürlich auch ebenso. Dass ich wichtige emotionale Fragen versuche mit mir selbst zu klären. Kurzum: ein Seelenstriptease.
Am nächsten Morgen passierte nun das, was zwar der Leser hier, aber ich nie erwartet hätte. Susi will die Sache beenden. Wir trafen uns mittags um die Sache zu besprechen.
Quintessenz des Gesprächs: Susi hat nicht genug Gefühle und nicht die emotionale Basis um aus der Sache jetzt eine offizielle, feste Bindung zu machen. Sie meint sie hätte ich sich über Monate hinweg gefühlsmäßig so abgeschottet, dass sie sich jetzt nicht mehr darauf einlassen kann....Klingt bekannt, oder?
Wir gingen auseinander und die Hölle für mich begann. Auch wenn ich weiß wie man in so einer Situation handeln sollte schrieben und diskutierten wir weiter per WhatsApp. Den Abend und die Nacht verbrachte ich zu Hause, gefühlsmäßig verwirrt.
Am nächsten Morgen sah ich eine Nachricht von ihr auf dem Handy: „Was machst du?“ empfangen um 2 Uhr nachts. Daraufhin ging das Geschreibe von vorne los.
Ich erklärte ihr dass ich ihre Position nicht verstehe.
Sie sagte dass wir das alles erstmal sacken lassen sollten.
Gegen Abend kamen weitere Nachrichten von ihr. „Wie geht’s dir?“ „Es tut mir so Leid“ Blablabla. Kurzum: emotionaler Hirnfick vom feinsten. Da ich das irgendwie unterbinden wollte beschloss ich zu ihr zu fahren um die Sache nochmals zu bereden, wohlwissend dass diese Aktion eher nicht zu einer Versöhnung führen wird. Aber hey, manchmal brauchts doppelt auf die Fresse bis man auf den Boden fällt.
Das Gespräch war mit Abstand das schlimmste was ich gefühlsmäßig je erlebt habe. Am Ende suchte ich nach Antworten die sie mir nicht geben konnte. „Warum triffst du dich trotzdem mit mir?“ „Hast du dir nach der Anfangsphase keine Gedanken mehr über die Zukunft gemacht?“ Bliblablubb.
Ich fragte sie wie sie sich den weitern Verlauf vorstellt.
Sie sagt dass sie sich zu 100% sicher sei dass sich ihre Gefühle nicht mehr auf das Level entwickeln, welches sie selbst braucht um die Sache fortzuführen.
Ich blockiere in ihrem Beisein WhatsApp und Facebook. Wir sind uns einig das ein Kontraktbruch das beste ist.
Sie steht auf, ich stehe auf.
Ich bitte Sie mir in nächster Zeit nicht zu schreiben. Wenn sie sich um mein Wohlbefinden sorgt könne sie sich an meine Freunde wenden. Sollte sie die Entscheidung bereuen möge sie sich melden, ausschließlich dann. Eine hoffnungsvolle Hintertür die ich mir offen halten wollte.
Ich verlasse tränenüberströmt ihre Wohnung, sie schließt in gleichem Zustand ihre Tür.
Kurz vorm Aufzug breche ich zusammen, sitze auf dem Boden und möchte das alles nicht wahrhaben. Wie kann etwas richtig sein wenn es beide Menschen so verletzt? Nach 5 Minuten weiterer Tränen raffe ich mich auf, fahre zu meiner BFF verbringe den Abend auf Ihrer Couch.
Die Verarbeitung beginnt.
Verarbeitung:
Meine beste Freundin empfängt mich herzlich. In ihrem Gesicht kann ich den Schock über meinen Zustand wahrnehmen. Noch nie hat mich irgendeiner meiner Freunde so gesehen. Am Boden zerstört, leer, traurig, nicht wissend wie es weitergeht.
Wir unterhalten uns einige Stunden über das was passiert ist. Diskussionen über das warum und wieso unterbinde ich. Ich weiß bereits jetzt dass es keinerlei Rolle spielt ob Susi’s Gedanken und Argumentationen sinnhaft sind oder nicht. Sie hat eine Entscheidung getroffen die ich zwar nicht akzeptieren will, aber muss. Die Motivation dahinter ist völlig egal.
Gegen 1 Uhr nachts schlafe ich auf Ihrer Couch ein.
Der nächste Tag:
Tag 1 nach der Trennung.
Mir geht es körperlich wie geistlich suboptimal. An Essen ist bereits seit Samstag nicht zu denken. Ich zwinge mir eine Banane rein mit dem Wissen dass ich durch fehlende Nahrungsaufnahme meinen Trainingserfolg gefährde (Ein gutes Zeichen)
Meine beste Freundin fährt zur Arbeit, ich fahre nach Hause.Dort angekommen lege ich mich auf die Couch und schlafe eine weitere Stunde. Der Weg nach Hause war wie in Trance: Gefühlt bewegte das Auto mich und nicht umgekehrt.
Nachdem ich aus einem relativ schlechten Traum aufwachte, überlegte ich dösend was da alles passiert ist. Der Gedanken an Schlaf gefällt mir.
Im Schlaf fühlt man nicht. Im Schlaf denkt man nicht.Ich wünsche mir kurz dass ich einfach in ein künstliches Koma versetzt werde und wieder aufwache wenn das alles rum ist. In der nächsten Sekunde wird mir jedoch relativ schnell klar dass ich gerade unfassbar großen geistigen Dünnschiss fabriziere.
Ich stehe auf und döse weiter vor mich hin. Gegen die Mittagszeit setzt sich mein „Muskel-Erhaltungsdrang“ durch und ich quäle mich mit ein paar Pizzabrötchen und einem Garnelensalat. Die Waage verrät mir später dass ich bereits 2,5 Kilo verloren habe.
Den Nachmittag über verschlechtert sich meine Situation. Die Gedanken kreisen nur noch um das „was wäre wenn“ und „vielleicht klappt es ja doch noch irgendwie“ . Ich versuche mich zu erinnern wann ich das letzte Mal so gefühlt habe. Lange Zeit her. Mehr als 10 Jahre. Das Resultat war damals u.a. die Anmeldung in diesem Forum. Ich klappe den Laptop auf und versuche mich mit meinem alten Nick und Passwort anzumelden.
Nach dem dritten Versuch klappt es.
Ich suche Hilfe. Lese viel über Oneitis, Betaisierung und muss lachen. Alles schonmal passiert, alles hinter mir gelassen.
Kurz darauf holen mich die negativen Gedanken wieder ein. Zwar bin ich mir bewusst dass es mit Susi nichts mehr wird, zumindest vorerst, aber der Gedanke daran treibt mich schier in die Verzweiflung. Ich bin vernünftig genug nicht einzubrechen und sie zu kontaktieren und gebe mich der Trauer hin. An dem schlimmsten Punkt meiner Trauer beschließe ich etwas zu tun was ich schon vor Jahren hätte tun sollen.
Ich hole mir professionelle Hilfe.
Jungs, versteht mich nicht falsch. Wir könnten hier seitenweise über die Beziehung und das Verhalten von ihr und mir diskutieren. Über Drama, Betaisierung und den ganzen Kram der durchaus richtig ist. Aber all das habe ich schon hinter mir.
Ich sitze nicht hier und denke „Meine Fresse habe ich ein scheiss Leben, alles Glück hängt nur von dieser Frau ab, ich bin ein nichts und niemand“ Bullshit. Ich weiß, dass ich mich über das letzte Jahrzent zu einem in jeden Lebenslagen besseren Menschen entwickelt habe. Ich weiß, dass es viele Dinge gibt die mir Spaß bereiten, Menschen die mir und denen ich wichtig bin. Ich weiß, dass es weiter gehen wird.
Allerdings weiß ich auch, dass es da etwas in mir gibt was ich bis heute nicht richtig verarbeitet habe. Etwas was mich dazu bringt Menschen nur schwer an mich heranzulassen. Etwas, das mich unsicher macht und mich in emotionaler Hinsicht schwächt. Etwas, das verhindert dass ich in möglichen Beziehungen lieber dicht mache anstatt mich zu öffnen.
Auf geht’s.
In meiner Verzweiflung rufe ich mehrere Psychotherapeuten an, wohlwissend dass mir in der aktuellen Situation zwar niemand einen Satz sagen kann der alles wieder ungeschehen macht. Ich erreiche zwei Therapeuten die mir am Telefon erstmal sympathisch rüberkommen. Ich erkläre beiden meine Situation und bekomme einen Termin für Mittwoch und Freitag.
Nach der anfänglichen Euphorie über mein „Yay jetzt gehe ich endlich das letzte in mir vorhande Problem an“-Verhalten setzen sich die negativen Gefühle wieder durch. Ich überlege in die Kirche zu gehen. Ziemlich lange sogar. Suche Adressen, Nummern um letztendlich doch zu Hause zu bleiben.
Kurze Zeit später mache ich mich wieder auf den Weg zu meiner BFF. In der Zwischenzeit teilte ich mich noch meiner Mutter und zwei weiteren engen Freunden mit. Es half. Ein wenig. Gleichzeitig erinnerte ich mich an das Forum und die Community zurück und schrieb per WhattsApp ein Mitglied an , welches mich Jahre zuvor bei meiner Entwicklung unterstützt hat.
Er ruft mich zwei Stunden später an.
Wir telefonieren kurz, ich erkläre ihm meine Situation und er gibt mir Ratschläge in Sachen professionelle Hilfe. Ich schreibe daraufhin einem vom ihm empfohlenen Kontakt.
Der Abend bei meiner Freundin vergeht. Wir reden, schauen TV und irgendwann beschließe ich die Nacht zu Hause zu verbringen.
Ich fahre gegen Mitternacht nach Hause, lese noch ein bisschen im Forum und schlafe dann ein.
Der nächste Morgen:
Ich wache kurz vor meinem Wecker auf. Im Halbschlaf geht es mir gut. Man kann seine Träume steuern. Ich stehe eine halbe Stunde später auf und gehe duschen. Das sehe ich schon als Erfolg an.
Ich checke meine Mails, fahre ins Büro, obwohl ich erstmal kurzfristig Urlaub genommen habe und versuche somit krankhaft eine Routine in den Alltag zu bringen.
Kurz darauf stellt sich heraus dass das Büro keine „heilende“ Umgebung ist. Probleme und Anliegen von Kollegen regen mich auf, was keine neue Situation ist aber in der aktuellen Lage die Stimmung eher verschlechtert. Ich denke mir „Nicht auch das noch. Lasst mich mit dem Scheiss in Ruhe“ Das Konzentrieren auf Arbeit scheint unmöglich. Ich nicke in meinem Stuhl kurz ein, wache auf und mach mich wieder auf den Heimweg.
Im Auto sitzend, mit der Stimmung erneut am Boden, erreicht mich eine Nachricht von dem mir am gestrigen Abend empfohlenen Kontakt. Wir verabreden ein Telefonat für den Nachmittag. Nennen wir ihn Olaf.
Ich fahre wieder zu meiner BFF, verbringe die Mittagspause mit ihr und nehme schließlich ihren Hund als Therapiehilfe mit nach Hause. Die Stimmung verschlechtert sich weiter. Ich zwinge mir ein belegtes Brot und O-Saft vom nahegelegenen Sandwich-Laden rein und warte auf den Anruf von Olaf.
Meine Gedanken kreisen wieder mal um das „was-wäre-wenn“. Gleichzeitig wird mir aber auch bewusst, dass selbst wenn Susi ihre Entscheidung revidieren würde, dieser Umstand rein gar nichts an den Problemen ändern würde die ich mit mir rumtrage. Ein Erfolg. Ich gebe mich der Trauer hin und versuche nicht zu verdrängen.
Nach einer weiteren Stunde raffe ich mich auf und gehe mit dem Hund spazieren. Ich fühle dass ich lieber auf der Couch bleiben möchte, gehe aber trotzdem raus. Währenddessen telefoniere ich mit einem Freund. Reden hilft.
Kurze Zeit später erreicht mich der Anruf von Olaf.
Wir reden eine knappe Stunde.
Olaf stellt die richtigen Fragen.
Olaf hat PU Hintergrund.
Olaf kann unterscheiden zwischen „Mein Leben geht ohne diese Frau nicht weiter“ und „Ich bin aktuell in einer beschissenen Situation derer ich mir bewusst bin, ich suche einen Weg mit solchen Sachen in Zukunft besser umzugehen“
Olaf ist der Situation gegenüber neutral, ergreift keine Partei.
Olaf versteht mich.
Wir vereinbaren einen Termin für kommenden Samstag. Ich freue mich.
Olaf vermittelt mir das Gefühl, dass dieser Prozess keine Jahre in Anspruch nehmen wird. Zum Ende des Gesprächs frage ich ihn nach einem letzten Tipp für die nächsten Tage. Er versucht einen NLP-Prozess. Der Prozess funktioniert nicht, da ich diesem Thema schon immer kritisch gegenüberstand. Eventuell ein weiterer Punkt den es zu erforschen gilt. Bisher unterschied ich Personen in Zusammenhang mit NLP in „empfänglich“ und „nicht empfänglich“. Möglicherweise liege ich hier falsch. Wäre es passender zu sagen „offen ggü. NLP“ und „verschlossen und ängstlich“? Klingt sinnvoll.
Dann stellt er mir die entscheidende Frage: Gibt’s es etwas oder jemanden, außer Susi, das oder den ich jetzt gerne bei mir hätte? Ich verneine. Natürlich gibt es Sachen die ich gerne tue, Leute die ich gerne sehe. Aber nichts was auf einem Level wäre mit Susi.
Olaf gibt nicht auf. Er fragt: Bist du dir sicher? Jemand bei dem du dich genauso gut fühlen würdest? Einer deiner Freunde? In deiner Familie?
Ich halte kurz inne und mir kullern ein paar Tränen herunter. Ja, es gibt so eine Person. Mir wird klar was ich Jahre vermutet, aber nie hinterfragt habe. Es gibt da eine Beziehung zu einer Person die mich bis heute belastet. Die dafür verantwortlich sein kann, dass ich mich gegenüber neuen Bekanntschaften abschotte, Gefühle am liebsten nur mit mir selbst verarbeite.
Wir beenden das Gespräch und ich denke nach, nicht über Susi sondern über die Gründe für meine Angst. Es macht Sinn.
Im weiteren Verlauf des Abends holt meine BFF den Hund ab. Ich erzähle ihr von dem Gespräch und meinen Gedanken. Ich fühle mich ganz gut. Gegen 21 Uhr verspüre ich zum ersten Mal seit drei Tagen etwas Hunger.
Ich bestelle mir eine fette Lasagne. Extra Pute, extra Brokkoli. 1.200 Kalorien wandern in meinen Körper.
Ich setzte mich auf die Couch und beende diesen Text.
Morgen steht der erste Termin bei einem Psychotherapeuten an. Ich bin neugierig, auch wenn ich weiß , dass Olaf letztendlich die richtige Wahl ist und mich langfristig begleiten wird.
Mir ist klar, dass es noch sehr viele schlechte Phasen geben wird. Momente an denen ich mich erinnre. Momente an denen ich bedaure. Momente an denen die Welt keinen Sinn macht.
Diese Momente kommen und gehen. Mit der Zeit wird die Frequenz niedriger. Ich möchte mich auf das konzentrieren was mir wichtig ist. Mich selbst analysieren und mit professioneller Hilfe die letzten Sachen mit mir klären, die mich vor einer Weiterentwicklung hindern.
Dieses Thema werde ich regelmäßig updaten, bis zu dem Zeitpunkt an dem ich mich wieder voll rehabilitiert sehe. Schreiben scheint ebenfalls zu helfen. Vielleicht sitze ich ja wieder in 10 Jahren vor dem Rechner, lese diesen Beitrag und muss schmunzeln?
Take care
Viper